Viele Firmen mussten "von jetzt auf nachher" für ihre Mitarbeiter Home Office einrichten. Auch viele Schulen wurden von der Umstellung auf digitalen Unterricht für die Schüler "kalt erwischt". Firmen und Schulen, die auch vorher schon Home Office-Angebote hatten bzw. die Digitalisierung voran getrieben haben, sind gut vorbereitet. Für andere stellt diese Situation eine große Herausforderung dar, die mal besser und mal schlechter gemeistert wird.
Wie aber gehen wir "Betroffene" mit der Situation um. Wie schaffen wir es, auch von zuhause aus effizient und effektiv zu arbeiten und die Trennung zwischen "Privat" und "Job" auch ohne räumliche Distanz gut zu meistern?
Wichtigste Regel: Selbstdisziplin
Das Home Office ist für viele von uns in diesen Zeiten Grundvoraussetzung, um weiter unsere Aufgaben, unseren Job erledigen zu können. Für Eltern mit Kindern, speziell mit kleinen Kindern, bietet es die Möglichkeit, sich um die Kids zu kümmern. Dies ist oft gleichzeitig auch die größte Herausforderung. Ganz besonders für Alleinerziehende mit kleinen Kindern. Das erfordert ein enormes Maß an Flexibilität! Trotzdem helfen Regeln und Routinen, damit das bestmöglich gelingt.
Routinen entwickeln
Mir hat, besonders in der Anfangszeit meiner Selbständigkeit (nach Jahrzehnten im Büro), als ich noch keine oder kaum Klienten hatte, und mich hauptsächlich mit vorbereitenden Tätigkeiten beschäftigt habe, folgendes geholfen:
- Möglichst feste Arbeitszeiten festlegen
- Störungen vermeiden
Eltern mit kleinen Kindern, sollten sich mit dem Partner absprechen und die Arbeitszeiten so legen, dass im Wechsel einer arbeitet und der andere sich um die Kinder kümmert. Alleinerziehende haben diese Möglichkeit nicht und müssen noch flexibler auf die Situation reagieren. So steht z.B. meine Freundin morgens sehr früh auf und arbeitet 2 - 3 Stunden, bevor ihr 5-jähriger Sohn aufwacht. Dann frühstücken sie gemeinsam, danach beschäftigt er sich eine Weile. Aber irgendwann kommt der Punkt, da wird es kritisch, da geht dann nichts mehr... außer Fernsehen... Mit schulpflichtigen Kindern kann man Absprachen treffen und z.B. den Online-Schulunterricht auf die eigene Arbeitszeit legen. Das klappt meist sehr gut.
Kleidung
Ja klar, es ist verlockend! Ich bin zuhause, keiner sieht mich. Außer vielleicht der Postbote... Warum soll ich mich zurechtmachen oder was anderes als eine Jogginghose anziehen. Auch ich erliege dieser Verlockung ab und zu. Es hilft aber, sich - ein bisschen - so anzuziehen, als würde man ins Büro gehen. Warum?
- Ich kann mich mental besser auf die Arbeit einstellen
- Ich kann besser zwischen Job und Privatem trennen
An Tagen, die ich im "Zuhause-Wohlfühl-Look" verbringe, arbeite ich lange nicht so konzentriert und ausdauernd an meinen beruflichen Themen, als wenn ich mein Büro-Outfit (welches durchaus auch bequem ist) anhabe. Ich räume zwischendurch mal schnell die Spülmaschine aus, hänge die Wäsche auf, schreibe den Einkaufszettel oder staubsauge die Wohnung. Das Fazit ist, dass ich am Ende dieser Tage unzufrieden mit mir selbst bin, weil ich weder hier noch da so richtig effektiv war. Weil ich nicht zwischen Job und Privatem getrennt habe.
Schreibtisch
Genau wie die Jogginghose, ist die Aussicht, mit dem Laptop auf den Oberschenkeln auf dem Sofa zu lümmeln, sicher für den ein oder anderen sehr reizvoll. Ich kann nur komplett davon abraten. Warum?
- Rückenschmerzen & Verspannungen
- Trennung zwischen Job und Freizeit
Ich habe des Öfteren "Rücken". Aber wenn ich mit halbrundem Rücken auf dem Sofa sitze und längere Zeit so arbeite, kann ich gleich für den nächsten Tag einen Termin bei meiner Osteopathin buchen. "Ich bin ja nicht Sie" können Sie jetzt sagen oder auch "Ich bekomme keine Rückenschmerzen". Vielleicht nicht nach einem Tag, vielleicht nicht nach einer Woche. Aber Sie werden mit nicht ergonomischer Sitzhaltung früher oder später Probleme bekommen. Deshalb mein Tipp: Setzen Sie sich an einen Schreibtisch. Wenn Sie keinen Schreibtisch haben, funktionieren Sie den Wohn- oder Esszimmertisch zum Schreibtisch um. Räumen Sie die Fläche möglichst frei von den privaten Dingen und gestalten Sie eine Büro-Atmosphäre. Nach beendeter Arbeit wird der Wohn- oder Esszimmertisch dann wieder seiner eigentlichen Bestimmung zugeführt - und Sie haben eine klare Trennung zwischen Job & Freizeit.
ablenkung
Auch wenn es mir manchmal schwerfällt: Wenn ich arbeite liegt mein Handy nicht in Sichtweite neben dem Laptop. Obwohl Whats App- und sonstige Nachrichten bei mir ohne Ton eintreffen, bin ich abgelenkt, wenn der Bildschirm aufblinkt - und schaue gerne "mal schnell" wer mir da was geschrieben hat... Und schon bin ich aus der Konzentration, aus dem Schreibfluss, aus dem Konzept... Und muss mich wieder neu eindenken.
Auch Anderes, was tendenziell ablenkt, lohnt sich zu vermeiden. So z.B. bereits erwähnte Tätigkeit wie "schnell mal die Wäsche aufhängen" o.ä. Im Büro springen wir ja auch nicht alle paar Minuten auf um etwas komplett anderes, nicht Job-relevantes, zu erledigen.
Vernünftiges EQUIPMENT
Klar, Grundvoraussetzung, damit man arbeiten kann, ist eine schnelle und stabile Internet-Verbindung. Aber auch folgendes Equipment ist, besonders wenn das Home Office nicht nur 1 - 2 Wochen dauert, sehr wichtig:
- richtige Sitzgelegenheit
- ausreichend Platz auf dem "Schreibtisch"
- Headset, Maus und besonders schön, optional ein großer Bildschirm
Für ein- bis zwei Wochen tut es sicher auch der normale Küchen- oder Wohnzimmerstuhl. Auf Dauer geht es aber nicht ohne die richtige Sitzgelegenheit. So ein Bürostuhl ist teuer und nimmt viel Platz weg, den man vielleicht nicht hat. Meine Lösung, mit der ich richtig glücklich bin, ist ein ergonomischer Sitzhocker. Er "zwingt" zum aufrecht sitzen, er fördert ständige Bewegung und das Beste, er nimmt kaum Platz weg! Ich schiebe ihn nach der Arbeit oft einfach unter den Tisch. Und schon ist er weg!
Im Büro haben wir meistens ausreichend Platz für Papiere, Ordner oder Notizen. Auch im Home Office ist es wichtig, genügend Platz für die Arbeitsmaterialien zu haben, da es sonst schnell nervt, wenn man ständig etwas sucht oder aufstehen muss, um A oder B oder C zu holen.
Headset und Maus sind Grundvoraussetzung zum Arbeiten. Das Headset natürlich zum telefonieren, aber noch wichtiger bei virtuellen Konferenzen mit Skype oder Zoom, damit ich die Hände frei habe, um die Tastatur zu bedienen und natürlich wegen der besseren Audio-Verbindung.
Die meisten von uns sind im Büro inzwischen an einen großen Bildschirm, oft sogar zwei große Bildschirme, gewöhnt. Zuhause dann vielleicht nur mit dem kleinen Screen des Laptops zu arbeiten, erfordert eine Umstellung. Oft benötige ich zwei Screens, um nicht ständig hin- u. her switchen zu müssen. Als Workaround stelle ich den Laptop meines Mannes neben meinen und rufe dort z.B. die Website auf, von der ich Informationen benötige. Wenn ich dann "im Eifer des Gefechts" vergesse, dass ich das Dokument nicht einfach auf den anderen Screen rüberziehen kann, habe ich auf jeden Fall schonmal über mich geschmunzelt :-)